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Kompass aus der Tasche holen!

Liebe Abonnenten, liebe Mitchristen,

 

«Jesus ist auferstanden! Jetzt ist die Kirche dran!» habe ich im letzten Newsletter geschrieben und somit einen Weckruf starten wollen, um die Kirche zu erneuern! Zumindest hier bei uns vor Ort. Neulich hat mich jemand (von auswärts, nicht von Rüschlikon, also nicht hirnen, wer es sein könnte!) darauf angesprochen und im Gespräch gefragt: «Wozu?» Gemeint war die Kirche, die nun auferstehen sollte! Wozu braucht es die Kirche, den Glauben überhaupt? Und die Kirche hat schon fast 2000 Jahre auf dem Buckel, also noch länger braucht es sie nicht!

 

Ich war froh, auf unsere Newsletter angesprochen zu werden (meistens gibt es gar keine Reaktion, egal was ich schreibe oder predige 😊); ich war aber auch erstaunt ob so viel Unwissenheit sowohl über den eigenen Glauben, über die Geschichte und auch über die Kirche; auch die Vehemenz hat mich etwas überrascht! Es braucht keine Kirche, keinen Gott, keinen Himmel! Es hat alles keinen Sinn und der Tod ist eigentlich die Erlösung, Befreiung! Nihilismus pur!

 

Ich habe versucht, meine Idee dahinter zu erklären, stellte aber fest, dass ich gar nicht so weit komme: mein Gegenüber hat schon seine Meinung und will sie gar nicht ändern! Im Gespräch stellte sich dann heraus, dass mein Gegenüber ein schönes Leben hatte, eine nette Familie, alles gut, bis es wegen einer Affäre einen Schiffbruch gab, eine teure Scheidung mit allem Drum und Dran, bis nur noch finanzielle Verpflichtungen und regelmässige Verletzungen übrig geblieben waren, wenn etwas zu regeln war, wie Ferien, Feste oder Geburtstage… Das vorher schöne Leben war zu einer Hölle geworden! Wenn Gott das zulässt, ist Gott grausam, so einen braucht es überhaupt nicht und die Gemeinschaft, die an einen solchen Gott glaube, sei eine unnütze und überflüssige, sie sei dem Untergang geweiht, die Presse habe sich auf sie gestürzt, da hat gerade der Aufweckungsruf von mir gefehlt!


Ich habe mein Gegenüber beruhigt, unser Newsletter wird kein Gamechanger sein, aber es ist mir etwas in den Sinn gekommen, das ich mit Euch/Ihnen teilen möchte:

Das Leben ist an sich erschreckend inflationiert! Viele sehen es nur als Verpflichtung, die anderen als einen Kampf, den sie führen müssen, manche als Krampf und die sehr hohe Suizidrate in der Schweiz und anderen Ländern mit sehr hohen Standard ist der Beleg, dass viele diesen verkrampften Kampf verlieren!


Dabei ist das Leben ein Geschenk! Eine Chance! Ein Strauss voller Gelegenheiten! Aber diese Sicht erschliesst sich nur denen, die glauben! Für die anderen bleibt es beim Kampf, wie bei einem Schwimmer, der gegen die Wellen und Strömungen kämpft, schwimmt und sich an der Oberfläche hält, aber kein Ziel hat! Auf der endlosen Weite des Ozeans ohne Land in Sicht, kann der Kampf zermürbend sein! Wenn man aber ein Ziel hat und auf Kurs bleibt (auch wenn uns die Wellen hin und her werfen und die Strömung in die eine oder andere Richtung trägt), den Kurs immer neu anschaut und ggf. korrigiert, dann sind die Höhen und Tiefen natürlich und normal, dann sind die Kursschwankungen einfach zum Korrigieren da, dann hat das Leben einen Sinn! Dann ist der Kampf nicht von vornherein zum Verlieren und das Schwimmen zum Untergehen bestimmt, sondern bringt uns dem Ziel näher!


Und dann ist die Kirche die Gemeinschaft, die uns auf diesem Weg eint und Mut macht, nicht etwas Überflüssiges!


Vielleicht liest mein Gegenüber auch diesen Newsletter und findet in diesen Zeilen Ermutigung! Manchmal ist das geschriebene Wort durchdringlicher als jede noch so engagierte Predigt!

Aber für uns alle gilt: schau auf Deinen Kompass! Prüfe die Richtung Deines Schwimmens! Lege die unnötige Last ab und hüte Dich vor solcher Last! Schau Dich um und siehe, wie viele Mitschwimmer unterwegs sind, nicht in einem Wettbewerb, sondern in einer Gemeinschaft, die glaubt, hofft und trägt (unser Gemeindemotto)!

Da ist die heilige Messe am Sonntag eine wunderbare Gelegenheit, auf den eigenen Kompass zu schauen, die eventuellen Kurskorrekturen vorzunehmen und die Gemeinschaft zu geniessen! Willkommen!

 

Ich wünsche uns allen weiterhin viel Freude und Ausdauer auf dem Meer des Lebens, gemeinsam unterwegs zum wahren Ziel des Seins, das nicht einmal der Tod besiegen kann, wie es Jesus gezeigt hat, wie wir es in jeder Messe feiern 😊.

 

PS: Weil dieser Newsletter wegen der Ferien etwas später kam, ist er etwas länger geworden 😊

 

 Euer Pfarrer Josip

 

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