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Katholische Kirche Rüschlikon

Die eigenen Gaben entdecken, um damit glücklich zu werden


Ende Mai und Anfang Juni sind bei uns im Pfarreiteam und besonders im Katechese-Team die Stundenpläne eine grosse Herausforderung: wir warten zuerst auf die Stundenpläne der Schule, dann auf die Wahlfächer, dann können wir abermals versuchen, das Unmögliche möglich zu machen: den Stundenplan so zu planen, dass möglichst viele Kinder den Unti besuchen können! Wir merken zunehmend, dass alles andere wichtiger ist: von den obligatorischen Schulfächern, über die Wahlfächer, Hobbies und Freizeit bis hin zu den Ruhezeiten für die Kinder. Der Leistungsdruck beginnt eben nicht zuerst mit der Vorbereitung auf die Aufnahmeprüfungen ins Gymi oder mit dem Berufsleben: der Leistungsdruck ist spätestens im ersten Schuljahr schon da, wenn nicht sogar früher!


Dabei gehen unter diesem Leistungsdruck die ernst zu nehmenden Worte Jesu verloren: „Was nützt es einem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, dabei aber sein Leben einbüsst Zum welchen Preis kann er sein Leben zurückkaufen? (Mt 16.26)“.


Ich verstehe, dass alle Eltern nur das Beste für ihre Kinder wollen, das ist das Normalste von der Welt und richtig. Wenn aber dabei die Seele des Kindes, seine spirituellen Bedürfnisse, seine religiöse Bildung und Erziehung Schaden nehmen, dann wird es kritisch! Ich will niemanden von seinen Hobbies oder einer glänzenden Karriere abhalten, das sei mir fern, aber ich mache mir Sorgen, wie unsere Kinder mit dem grossen Druck umgehen lernen sollen, wenn sie nicht gelernt haben, auch auf Jesus zu hören.


Unser Glaube lehrt uns nicht primär, wie wir in den Himmel kommen, sondern wie wir gut auf dieser Erde leben und den Herausforderungen des Lebens begegnen sollen! Jesus hat gesagt, dass es Menschen gibt, die ein, zwei, fünf oder zehn Talente haben! Wir erziehen unsere Kinder, als ob sie alle mindestens zehn Talente entwickeln müssen und überfordern sie häufig! Vor allem dann, wenn wir unsere Projektionen und unser Wunschdenken in ihre kleinen Köpfe eintrichtern und so reden, als ob es kein Leben ohne Gymiprüfung gäbe! Jesus hat jeden Menschen geliebt und ermutigt, die eigenen Gaben zu entdecken, um damit glücklich zu werden. Wie viele vermitteln den Kindern das Gefühl, sie müssen das machen, was wir für richtig halten! Eine ganz gefährliche Haltung, wie viele Untersuchungen (nicht von der kirchlichen Seite) zeigen!


In der Katechese lernen unsere Kinder ihre Talente zu erkennen (sog. „Kräfteschulung“ in den ersten Jahren intensiv und später zyklisch immer wieder thematisiert), sie lernen Jesus kennen, der alle Menschen geliebt hat (selbst den Zöllner Zachäus) und sie lernen, dass das Leben auch schwere Momente und Versagen mit sich bringt, aber Gott die Seinen nicht im Stich lässt (Zyklus mit Moses). Sie lernen, dass die Kleinen stark sein können und wichtig sind (David) und dass man sich auf Gott verlassen kann, selbst wenn alles Hoffnungslos scheint (Passion und Ostern im Kirchenjahreskreis).


Sie lernen sich selbst und der Wahrheit treu zu bleiben (wie Jesus, der auch dann die Wahrheit gesagt hat, wenn es unpassend und gefährlich war) und den eigenen Weg zu gehen, selbst wenn dieser Weg auf dem Kreuz endet, statt sich zu verbiegen und faule Kompromisse einzugehen! Aber tolerant und ohne Fanatismus und Bevormundung der Anderen! Unsere Kinder lernen, was wir alle als Christen eigentlich wissen sollten, dass es mehr gibt als nur dieses Leben und das es wert ist, den guten Weg zu gehen!

Alle diese Werte gehen in der Leistungsgesellschaft zunehmend verloren: „Setze deine Ellenbogen ein!“, „Setz dich durch!“ „Zeig, was du kannst!“ sind die Schlagwörter einer Gesellschaft, die immer mehr das Menschliche verliert! Und damit auch das Göttliche, denn wir sind als Ebenbild Gottes geschaffen, nicht als Kampfmaschinen!


Aus all diesen Gründen ist die Katechetische Bildung wichtig! Viele, die diese Bildung (auch ohne eigenes Verschulden) nicht gehabt haben, denken, die Kinder lernen ein paar „Gebetli“ und ein paar Lieder und damit hat sich das, aber damit liegen sie falsch: die Katechese dient der ganzheitlichen Bildung des Menschen als individuelles, soziales und religiöses Wesen, als Persönlichkeiten zu denen Gott selbst auch heute – wie in vielen Texten der Bibel – sagt: ICH bin der Herr, DEIN Gott!


Damit kommt Gott uns ganz persönlich auf „Ich und Du“ entgegen, und will mit uns durchs Leben („Selbst-werdung des Menschen“) gehen, was können wir unseren Kindern Grösseres geben? Wir bieten diesen Service an, hoffentlich unterstützen Sie uns als Eltern und als Gemeindemitglieder dabei, den nur so können wir unsere Kinder richtig für das Leben vorbereiten!


Ich bin sicher, unser Katechese-Team unter der Leitung von Margrit Hafner wird wieder einen guten und zumutbaren Stundenplan ausarbeiten, wie immer. Aber ich bin auch sicher, dass wieder die Fragen kommen werden, ob man nicht so oder so schieben könnte, weil Golf spielen, Reiten, ein Hundekurs oder was auch immer wichtiger ist. Aber ich bin ebenso sicher, dass diejenigen, die den Unti besuchen und bewusst Zeit und Mühe dafür in Kauf nehmen, etwas in ihr Leben mitnehmen werden, was ganz wichtig ist: die Erkenntnis, dass der Glaube eine grosse Hilfe für die schweren Momente des Lebens ist und zwischendurch viele Gelegenheiten zum Feiern bietet! It’s your decision!


In diesem Sinne einen schönen Juni, gute Planung und viel Gfreuts, auch hier bei uns in der Kirche,


Euer/Ihr Pfarrer Josip


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