
Liebe Mitchristen
Heute, am Aschermittwoch, ist alles vorbei! – das ist nicht nur das Motto der Fastnächtler, das ist in der katholischen Tradition ein Startschuss: das närrische Treiben hat ein Ende, Fastenzeit beginnt. Als Zeichen der persönlichen Bereitschaft, diese Zeit bewusst und ernsthaft anzugehen, empfangen viele katholische Christen weltweit das Aschenkreuz – Symbol der Vergänglichkeit. Bei uns in der Messe um 18.30 Uhr.
Diese Besondere Zeit (Zufällig sind auch Orthodoxe und Muslime in diesem Jahr zur gleichen Zeit in ihrer Fastenzeit und im Ramadan) ist eine Zeit der bewussten Auseinandersetzung mit sich selbst: wir schauen, was nicht gut ist, wir schauen, wo sich Gewohnheiten oder sonstige Verhaltensweisen eingeschlichen haben, die nicht gut sind: per se (negatives Denken, ständiges Jammern, destruktive Grundhaltung), für die anderen (abfälliges Verhalten, tiefes Misstrauen, Kritizismus…) für die Schöpfung/Natur (unbedachter Konsum ohne wahren Genuss, Verschwendung der Ressourcen, Überheblichkeit und Undankbarkeit für das Leben und die Lebensgrundlage), für unsere Beziehung zu Gott (sich über Gott erheben, einseitige Uneinsichtigkeit, Verbohrtheit, Fluchen oder bewusst Gott beleidigen wollen, oberflächlich leben, eigene Gaben und Talente begraben oder nicht entfalten…) oder für uns selbst, was ungefähr der Summe von allem o.g. entspricht, ohne abschliessend sein zu wollen.
Parallel zum Neuerblühen der Pflanzenwelt und zum neuen Turnus des Lebens werden wir ermutigt, auch bei uns das Abgestorbene oder Verkümmerte abzuwerfen, neu aufzublühen. Wir merken alle, dass sich etwas ändern muss, dass diese Welt langsam, aber sicher aus den Fugen gerät, aber wir können diese Welt nicht ändern! Wenn wir aber das tun, was wir können – uns selbst verändern, verbessern – dann wird auch die Welt besser! Zumindest ein Teil davon, für das ich selbst verantwortlich bin!
Kreuzweg – Ein Relikt aus alten Zeiten oder doch hochaktuell?
Mich hat immer wieder der Kreuzweg (eine sehr weit verbreitete Gebetsform in der Fastenzeit, meistens Freitags angeboten, (bei uns am 14.03; 21. 03; 28.03 und 04.04. jeweils um 18.30 Uhr) fasziniert: in diesen 14 Stationen der Passion Jesu (von der Verurteilung durch Pilatus bis zur Grablegung) habe ich so viel Aktualität entdeckt, dass ich diese Fastenzeit 2025 den Kreuzweg für die geistigen Impulse gewählt habe: jede Station ein kleiner Impuls für die persönliche Betrachtung. Wir werden sie sequenziell veröffentlichen und Euch immer neue Anregungen bieten. Diese könnt Ihr gerne persönlich vertiefen. Ihr werdet staunen, wie lebensnah diese Stationen sind und – leider – wie aktuell auch fast 2000 Jahre später!
Vielleicht entdecken viele Katholiken, Orthodoxe und Muslime in dieser besonderen Zeit – wir nennen sie gerne auch «Gnadenzeit» – dass die Veränderungen noch möglich sind, dass die persönliche Umkehr keine fromme, deklarative Übung ist, sondern eine Chance, zu wachsen und die bessere Version vom eigenen Selbst zu entfalten.
Man muss nicht alles auf einmal verbessern, sondern priorisieren: schauen, wo der Schuh am meisten drückt und daran arbeiten: das kann die eigenen Prioritäten verändern, das kann die Beziehung bereichern, dass kann die Familie zusammenführen.
In der Zeit der bedrohlichen Nachrichten, der Angst und der offensichtlichen Desorientierung ist es gut, sich auf die eigenen Wurzeln zu besinnen und daran zu erinnern, dass Jemand da ist, der uns Bedingungslos liebt! Und Freude hat an unserem Fortschritt! Und nicht einmal das Kreuz und den grausamen Tod scheut, um uns aus den Fesseln des Todes zu befreien! Aber das ist das Thema von Ostern, jetzt schauen wir – jede und jeder für sich und in einigen Punkten auch gemeinsam – dass diese Fastenzeit wirklich eine Zeit der Gnade wird! Nicht zu viel auf einmal, sondern step by step 😊. Ich begleite Euch mit meinen Impulsen, meinen Gebeten und besten Segenswünschen für eine fruchtbare
Fastenzeit, Zeit der Gnade.
Euer Pfarrer Josip
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